Nuran David Calis – Glaubenskämpfer – Köln, Depot 1
Die KULTURLISTE e.V. hat es mir ermöglicht – die geben armen Menschen die Möglichkeit, frei gebliebene Karten kostenlos zu bekommen, um kulturelle Teilhabe zu befördern und natürlich auch, weil leere Säle so doof aussehen. „Säle“ sieht als Wort auch doof aus, aber Google meint, es sei korrekt so.
Also Win-Win-Situation, zudem Kontakt von Asi und Bonzi, also theoretisch eine Gelegenheit für soziale Verständigung. Jedenfalls sehe ich das so. Praktisch blieben die Klassen unter sich, und eine Dame neben mir, die gerade von übel riechenden Ex-Gefängnis-Insassen schwadroniert hatte, wurde ganz still von dem tonnenschweren bösen Blick von mir, dem stinkenden Fremden Punk neben ihr. Soziale Klassen, da ist das so, wir sind mittlerweile genetisch und olfaktorisch Feinde. Und sie sind alle … sag ich mal nix dazu.
23€ haben sie mir also erlassen. Nett. Zwar wäre ein angemessenes bedingungsloses Grund-Budget besser, aber immerhin.
Würdelos, die ganze Geschichte; und doch, ich freu mich dass ich da war.
Leider der von mir an sich eingeladene Gast keinen Bock gehabt, ich hatte ja (und werde wieder haben) zwei Karten. Schade.
Mit dem diskriminierungsfreien Zugang war es aber nicht wirklich weit her bzw. wahr – was mir an sich telefonisch zugesagt worden war: Ich müsse nur meinen Namen sagen, bekäme meine zwei Karten dann wie alle.
Nö. Nicht so. Sondern:
Ich sage, „ich bin der Herr Wild“. Dame guckt, „Computer says no“. Ich so: „Doch“. Sie sucht, dann nach einer Weile die Erkenntnis (schön laut, dass es alle hören): „Ach so! Sie sind von der KULTURLISTE, das müssen Sie uns sagen …“. Ich: „Nö, muss ich angeblich nicht“. Sie: „Aber es ist so, ich habe Sie hier (zeigt einen Zettel) drauf“. Und dann mich noch freundlich-doof voll geblubbert mit „Aber kommen Sie ruhig öfter, gerne„. Dass genau das Diskriminierung von Armen ist, kein Peil, die Dame. Positive Diskriminierung ist nicht positiv. Sondern genau so Scheiße. Es kommt auf das vermittelte Gefühl an, nicht auf irgend was sonst.
Zum eigentlichen Kern-Stück. Der Regisseur:
Der im Sozialwohnungsbezirk Bielefeld-Baumheide aufgewachsene Sohn eines armenischen Gießereiarbeiters und einer jüdischen Putzfrau, die aus der Türkei immigriert waren, besuchte das Gymnasium und jobbte ab 1992 als Türsteher (echt? Mit 16 Türsteher – wie geht das denn? Wohl eher 1994 …).
Armenier und Juden sind für Muslime verhasst und immer genozid-gefährdet. Aus der Kombination von Vatermörder-Hemdkragen und „fleißend Türkisch, kaum armenisch sprechend“ schließe ich auf alleinerziehende Mutter. Gewagt, natürlich. Eine wilde Deutung. Und noch eine: Putzfrau, Gießereiarbeiter, Türsteher-Job – klingt reichlich prekär.
Nach dem Abitur 1996 (mit 20) begann er ein Regiestudium an der MünchenerOtto-Falckenberg-Schule, das er 2000 abschloss.
Während dieser Zeit arbeitete er als Assistent sowohl an den Münchner Kammerspielen als auch am Schauspielhaus Zürich.
Für seine Theaterarbeit wurde Calis mehrfach ausgezeichnet: So wurde er als „Bester Nachwuchs“ für seine Regie von Schillers Die Räuber am Wiener Volkstheater auf der Nestroyverleihung 2006 berücksichtigt und ebenso als Regisseur mit dem Karl-Skraup-Preis ausgezeichnet.
2005 war er 29 und erhielt das Dramatiker-Stipendium des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.
2006 wurde er mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Seine Produktion „Homestories – Geschichten aus der Heimat“ mit Jugendlichen aus Essen-Katernberg am Schauspiel Essen wurde mit dem „Bundespreis soziale Stadt“ ausgezeichnet.
Sein erstes Theaterstück Urbanstorys (2005) schrieb Calis zusammen mit Jugendlichen aus Hannover. Sein zweites Theaterstück Dogland (2006) erschien bei Fischer, lief 2005 an den Kammerspielen und sollte am Wiener Burgtheater seine internationale Uraufführung erfahren.
Sein drittes Stück Schwarz wurde 2007 in Theater heute besprochen. Einer von uns folgt 2008 an renommierten deutschen Theatern.
2006/2007 arbeitete Calis, der in den Jahren 2000 bis 2002 auch im Bereich Musikvideo und als Schauspieler tätig war, an seinem ersten Kino-Langfilm-Drehbuch Die Augen meiner Mutter (2007), das 2008 unter dem Titel Meine Mutter, mein Bruder und ich! in die Kinos kommt.
2007 schrieb Calis eine Neufassung von Frank WedekindsFrühlings Erwachen, die am Schauspiel Hannover ein großer Erfolg wurde.
Dasselbe Stück inszenierte er 2008 am Grillo-Theater und danach am Düsseldorfer Schauspielhaus; die Düsseldorfer Inszenierung erhielt 2009 den Bensheimer Theaterpreis für die beste Ensemble-Leistung.
Im Jahr 2009 folgte eine unter seiner Regie entstandene Fernsehfassung für den ZDF-Theaterkanal.
Am 6. Mai 2010 war im Deutschen Theater Berlin die Uraufführung seines Stückes Schattenkinder, einer freien Adaption des Romans Die Kindermörderin des Sturm- und Drang-Dichters Heinrich Leopold Wagner.
An 27. Februar 2016 wurde am Schauspiel KölnGlaubenskämpfer. Religionssuche zwischen Kloster, Moschee und Synagoge uraufgeführt, ein Stück über Glaube und Glaubende, über Christen, Muslime und Juden, über Konvertiten, radikale Fanatiker, Dogmatiker und Gelegenheitsbeter.
Der Theatermacher lebt in München. Er spricht fließend Deutsch und Türkisch; Armenisch nach eigenen Angaben nur „ein wenig“.
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Kurz die Selbstdarstellung des Stückes auf der Website zitiert und im Säurebad dekonstruiert (weil sie so dermaßen dazu einläd und ich gerne was kaputt mache):
„Wir leben in aufgeklärten Zeiten.“ — Quatsch
„Immer mehr“ — Phrase, die Dummheit ankündigt. Was danach kommt, ist Quatsch, automatisch. Lineare Projektion, die Realität enthält dynamische Veränderungen, die sich durch Gegenregulation immer wieder einpegeln. Die lineare Projektion dient der Aufreger-Erzeugung (was SPIEGEL-Redakteure und BILD-Zeitung machen).
„meinen wir zu wissen“ — Quatsch. Trivial, wenn es bedeuten soll „Wissen ist vorläufig und immer eine Wahrscheinlichkeitsaussage“. Ansonsten ist meinen, glauben, wissen das Gleiche – belief.
„wie wir uns die Welt und unsere Existenz zu erklären haben.“ — Quatsch. Oder trivial, wenn es sagen mag: „es gibt eine herrschende Meinung, die der Herrschenden“.
„Längst haben wir uns eingerichtet in einer modernen säkularen Gesellschaft“ — WIR = Sekulare, DIE = Glaubende — Quatsch. Siehe oben.
„in der Glaube Privatsache ist und die Frage nach Gott bestenfalls ein intellektuelles Gedankenspiel.“ — gleiche Aussage wiederholt, immer noch Quatsch.
„Gleichzeitig fällt die Welt um uns herum auseinander.“ — Super-Quatsch.
Die Welt fällt nicht auseinander, sondern Konstruktionen der Sekularen funktionieren nicht bzw. werden herausgefordert.
„Werte, auf die wir so stolz waren, greifen nicht mehr“ — Quatsch. Meint er, Religion sei überwundener Aberglaube? Es sei je eine solide Mehrheit gewesen, die die Aufklärung getragen habe? Die Zivilisation(en)? Ich glaube nicht, dass das so war. Nichts genaues weiß man nicht.
Werte ohne Glauben gibt es nicht, ohne starke und stabile emotionale Besetzung ist ganz genau gar nichts von Wert. Identität ist eine Konstruktion. Im Kapitalismus kaufen wir eine Identität durch symbolische Produkte. Um für irgendwas gehalten zu werden, was wir eigentlich nicht sind. Verkleidung, symbolische Selbst-Ergänzung.
Stolz über Aufklärung? Über Moderne? Über Gesellschaft? Was soll das denn? Stolz sein kann man auf etwas selbst Getanes. Auf Leistung. Auf Erkenntnis.
Ich bin stolz, ein Aufklärer zu sein
Ich bin stolz auf die moderne Gesellschaft
Beide Sätze sind so dermaßen komisch, sie sind also nicht wahr. Und wenn, wo denn? „Was halten Sie von den Westlichen Werten, Herr Ghandi?“. Antwort: „Das wäre eine gute Idee“. Und fertig. „Die Welt als Ware und Dienstleistung“, ein Crossover von Schopenhauer und Marx, das wäre ein Modell. Kapitalismus basiert auf der Ausbeutung von stofflichen Ressourcen und Arbeitskraft.
„während Glaube und Religion mit aller radikalen Wucht zurückgekehrt sind“ — Quatsch. Sie waren NIE weg, weil das gar nicht möglich ist bei EWIGEN Angelegenheiten. Und natürlich sind Glaube und Religion untrennbar.
Der Autor und Regisseur Nuran David Calis hat Glaubende getroffen.
Der sekulare nicht gottesgläubige (oder doch: der jüdische) Autor und Regisseur Nuran David Calis hat Glaubende getroffen.
Christen. Muslime. Juden.
Reihenfolge. Also die Frage: Wieso so geordnet? Zahlenmäßig? Vermutlich.
Wie setzt sich die Landschaft religionsmäßig zusammen? 50% Christen auf dem Papier, 45% Non-Konfessionell, 5% Muslime, 0,00125% Juden. Vermutlich sieht es so aus: 1-10% streng religiös, halbe-halbe Islam und andere (Christen Juden Buddhisten und alles andere) gegen 90-99% non-religiöse Menschen.
Aufklärung, das bedeutet, Dinge klar zu benennen. Was sind denn „Christen“? Was sind „Muslime“? Was sind „Juden“? Und wie viele gibt es? Bekanntermaßen zerfallen Muslime in Sunni und Shia und Christen in katholisch, evangelisch, orthodox. Ich ergänze also:
Historisch ist Köln ähnlich wie der Großteil des Rheinlandes römisch-katholisch geprägt.
2015 waren 35,5 % der Einwohner auf dem Papier römisch-katholisch,
15,5 % evangelisch;
49 % gehörten anderen Konfessionen oder Religionsgemeinschaften an
oder waren konfessionslos.[1]Es gibt ca 300.000 Immigranten in Köln, davon haben 65.000 einen türkischen Pass. Nochmal so viele andere Kölner werden aus dem islamischen Kulturkreis kommen. Ich schätze den Anteil der Muslime auf ca 10% — das ist sehr wahrscheinlich zu hoch gegriffen
Meine Zahlen – Mix aus BRD und Köln-Zahlen, also grobe annähernde Schätzung: Katholiken 35%, Evangelisch 15%, Orthodox 1% == 51% „Christen“. 5-10% Muslime. Andere: 1%. Konfessionslos ~48%.
BRD insgesamt: Ein Land mit religiöser Heterogenität.
Er hat mit Imamen gesprochen, mit Pfarrern, Rabbinern, einer katholischen Nonne und einem ehemaligen Domprobst.
Er hat Hassprediger eingeladen und ist Salafisten begegnet, Konvertiten, radikalen Fanatikern, Dogmatikern und Gelegenheitsbetern.
Einige von ihnen stehen nun gemeinsam mit den Kölner Schauspielern auf der Bühne und kämpfen um nicht weniger als das: Unseren Glauben.
Religiöse bzw. Glaubende (11)
1 Judentum (praktizierend) – 0 Rabbis, 1 jüdischer Psycho-Therapeut
2 Christentum (praktizierend) – 0 Pfarrer, 0 Ex-Domprobst, 1 Nonne, 1 Schauspieler und Ex-Klosterschüler
Ich dachte, WIR == Sekulare, also eben kein Gottesglaube. Offenbar ist der Glaube an Vernunft gedacht – wieso wird das nicht so benannt? Es ging lediglich um monotheistische Religionen, Thora, christliche Bibel, Q’ran. Alles typisch Schauspiel, wischiwaschi. Mühsam, es zu sortieren. Aufklärung wäre – Klarheit schaffen. Die Streit-Szenen waren stets wesentlich „Sekulare gegen Islam“ und „Deutsche gegen Nicht-Deutsche“. Das wurde mit übertrieben lauten hektischen Videofetzen am Anfang (Domplatte, Silvesternacht) als Rahmen gesetzt. Arg manipulativ, unschön. Flüchtlinge waren an sich nicht Thema. Jude und Christen hielten sich generell sehr bewußt aus Streit raus, denn ihnen war klar und das haben sie auch gesagt: Nur ein Gott, und es ist überall der Gleiche. Was auch die modernen Muslims mit getragen haben. Dass sie trotzdem angegriffen werden, das ist natürlich der normale deutsche Rassismus.
Die Deutschen, ein Volk von Barbaren, von alters her. Sagt Hölderlin. Genauer:Barbaren von alters her, durch Fleiß und Wissenschaft und selbst durch Religion barbarischer geworden, tiefunfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark zum Glück der heiligen Grazien, in jedem Grad der Übertreibung und der Ärmlichkeit beleidigend für jede gutgeartete Seele, dumpf und harmonielos, wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes – das, mein Bellarmin! waren meine Tröster.
Es ist ein hartes Wort und dennoch sag ichs, weil es Wahrheit ist: ich kann kein Volk mir denken, das zerrißner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen – ist das nicht, wie ein Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen, indessen das vergoßne Lebensblut im Sande zerrinnt?
Toll: Dominik Schmitz (Ex- und jetzt Anti-Salafist, erfolgreicher Aussteiger und daher nun Adressat von Morddrohungen durch Leute um Sven Lau, Pierre Vogel, Bernhard Falk) war Teil der Veranstaltung. Erzählte seine Story – arme Sau, Leben versaut, unten und draußen, dann die Rattenfänger, die dir Familie anbieten, und natürlich Ernüchterung, dann kommt man nicht mehr raus, und wenn doch, Ärger mit den „Brüdern“, die dich „ficken“ und deinen Hals durchschneiden wollen.
Kenne diese Leute ja durch ihre Internet-Präsenz.
Lau, Vogel, die waren ja mal da anläßlich der „Pro Köln“ – Provokationen, wo die Mohammad-Karikaturen aus Dänemark *vielleicht* gezeigt werden würden, auch eine Art, sich mit 5 Leuten eine riesengroße Medienpräsenz zu sichern, da hatte dieser Herr
Falk, ein extremer Hardliner — war früher Anti-Imp, und auch da schon faschistisch. Jetzt ist er Islamist. Und findet die Aktion gegen Charlie Hebbdo … nur natürlich. War schließlich Gotteslästerung.
Den Falk kenne ich aus „altlinken“ Zusammenhängen. Nicht persönlich, wohl gemerkt. Braucht der Verfassungsschutz nicht gleich geil auf mich zu sein, denn ich halte Abstand zu Faschisten und Terroristen, aus vielen Gründen, vor allem aber, weil ich sie für grundlegend menschenverachtend halte. Und wozu Politik, wenn nicht FÜR die Menschheit?
Als ich jung und radikal war, waren die Anti-Imps schon aus der linken Szene praktisch raus, nur noch als Muppet-Opas und Omas auf dem Sofa am Motzen, und natürlich die Demos für „die“ Gefangenen haben sie gemacht, da sind wir brav mit, aus Traditionsbewußtsein, aber sie waren wenig hilfreich für uns, weil sie die Autonomen immer Scheiße fanden, völlig im Gegensatz zur hochverehrten raf — lustig an sich, denn Baader war ja auch so ein Action-Freak ohne Plan, wenig Unterschied zu Bommi Baumann (2. Juni) 😉
Und wir jungen Hausbesetzer-Punk-Hippies waren wiederum den Alt-Autonomen viel zu naiv und planlos – auch das lustig, weil: Wir haben ein Haus klar gemacht, ruckzuck, während die schon lange nur noch über alte Zeiten und „damals an der Startbahn“ faselten 😉
Die raf hat das dann probiert. Antisemitismus ist in nicht unerheblichem Maße drin in dieser Ideologie, was unappetitlich und für Antifaschisten auch grundlegend disqualifizierend ist, aber von der „die Juden sind schuld“-Position daher der Schritt in den militanten Islamismus folgerichtig. Haben etliche so gemacht.
Ich habe 1991 gesagt, wenn es je eine Revolution gibt, kommt sie aus dem arabischen Raum. Haben alle geguckt wie Auto. Aber Recht behalten, wie oft. Soziale Revolution, da brauchst du viele unzufriedene bitterarme Menschen, die Gewalt anwenden wollen und einen Kult haben, der das erlaubt bzw. Absolution dafür bietet (besser: Belohnungen, die ziehen, also viel guter Sex).
Bin halt klar positioniert als Pazifistin und gegen bloody revolution, daher das ablehnend.
Und die Geschichte gab mir recht – das sind lediglich mörderische Bestien und dahinter genau die gleiche Scheiße, die sie angeblich bekämpfen – Rattenfänger, allesamt. Und heute wissen wir ja auch, hinter allem steckt immer der tiefe Staat, der Verfassungsschutz ist eher Zuschauer dabei, es sind die verdeckten Nato-Truppen, Gladio etc. Also: Die Amis.
Aber zurück zum Stück „Gotteskämpfer“.
Ein Ex-Salafist, eine Benediktinerin aus Köln (christlich mit viel Freiheit und Lebenslust, weil aus Italien), ein jüdischer Psychotherapeut, einige Muslime und Muslima, agnostische und sekulare Menschen.
Interessante Einstiegspunkte in die Sinn-Suche (die immer eine Sinnstiftung ist, finden tut mensch nix, nur eine Leiter oder einen Turm bauen oder ein Loch graben, oder halt den GOTT IN ALLEM entdecken, wofür logischerweise jeder Einstieg gut und richtig ist).
Kopftuchfrau, wie passiert sowas, und was sagt die Mutter selbst heute dazu, wie sie das gemacht haben. Referiere ich hier nicht; nur das: Heute würde sie es anders machen. Weil: War behindernd für die Tochter, insbesondere der Bildungs- und Ausbildungsverzicht. Aber das Christentum hat den „natürlichen Schwachsinn des Weibes“ so lange gepredigt, bis ihnen die Macht entzogen wurde mit Gewalt, also keine Überlegenheit. Sondern: Alle ziemlich scheiße und Verbrecher, die organisierte Religion in Kooperation mit Staat immer fies und mörderisch, jede.
Aber halt auch Wissen, Kultur, Techniken, Regeln – sinnvolle Dinge. Der Teil stets wertvoll.
Ausbildung, Beitritt, wie? Christen: 2 Jahre Vorbereitung, danach lebenslanges Lernen. Juden: 3 Jahre Vorbereitung, danach Prüfung. Islam: Einen Satz – Gott ist Allah, und Mohammad ist sein Prophet – drei Mal mit hinreichender Überzeugung sagen. Den Rest erledigst du durch Befolgung der 5 Säulen und die Teilnahme an der UMMA.
- öffentliches Glaubensbekenntnis
- tägliches Gebet
- soziale Spende
- Fasten während des heiligen Monats Ramadan
- Hadsh – Wallfahrt nach Mekka, für Männer ein mal im Leben verbindlichEindrücklich die Geschichte des Therapeuten. Armeedienst צְבָא הַהֲגָנָה לְיִשְׂרָאֵל (jede*r, Frauen 21 Monate & Männer drei Jahre aktiv und bis 55 immer Reserve), Verweigerung des Dienstes wegen GAZA, Vision von einem Wald bringt in zwei Jahre später an diesen Wald, und er sieht die Gaskammer-Fundamente, wo die Großeltern ermordet wurden. Auch das ist Religion: Der Geist Gottes – ruach elohim – überOświęcim
Sehr interessant war es, viel gelernt, und fast dran am Wesentlichen.
Religion immer unendlich tief, in jeder Religion gibt es die radikale mystische Minderheit, die an die Wurzeln geht, und immer finden sie die gleichen Dinge, weil es eben so IST WIE ES IST.
Religion setzt im Islam an, wenn Unschuld (Kindheit) rum ist und Sex beginnt. Da kommt Kopftuch, weil Haare der Frau == Sex. Juden, da geht es um Beschneidung und Penisse, ein intimes Zeichen. Christentum, natürlich auch Gott == Phallus, daher Frau halt Teufelszeug von Anfang an, die erste Frau – Lilith – will sich natürlich nicht unterordnen, worauf Adam sie weg schickt und eine neue bestellt. Die kriegt er – Eva – und durch sie dann zur „Erkenntnis“, Erkennen meint Ficken im AT. Schlange ist natürlich Kundalini, Apfel ist sowieso gesund und war natürlich, da der ursprüngliche Garden Eden in Mesopotamia liegt in der Nähe von UR, ein Granatapfel, dann natürlich: Vertreibung aus dem Paradies; dort kommen die Kinder her, und als Kind (oder als Seele) kannst du da auch wieder hin. Sonst freilich nicht, und Reiche sowieso keine Chance, da wartet die HÖLLE. Minimum Fegefeuer, aber eher ewige Qualen.
Der Teil, dass diese Monotheismen mit Gewalt das Matriarchat der letzen 4000 Jahre ausgerottet haben, dass praktisch keine das mochte, was diese kranken Spinner so raus gehauen haben, dass sie alle ermordet haben, die dagegen waren und sich friedlicher oder schlechter bewaffnet zeigten; das wir seit 2000 Jahren leiden deswegen — kein Wort dazu im Stück, schade.
Völlige Leerstelle bei den ursprünglichen Religionen, völlig Falsches (aber nur ein Satz, nebenbei) über den Buddhismus – egal. Neu-Heidentum (was schwer im kommen ist) und viele andere Konstruktionen, die unterschiedliche Simulationen von Gott enthalten, waren nicht im Blick. Kann ja auch nicht alles abgehandelt werden, und dem Autor des Stückes ging es ja um Dialog-Ansätze und die hier ansässigen Institutionen.
Publikum bestand aus bürgerlichen (Pseudo-)Bildungs-Bonzen, man hatte Geld und Stil und Habitus und war dort angenehm unter sich – bis auf meine Erhabene Person, ich stach als Vertreterin der satanistischen Erkenntnis und Sonnenstich-Milizionär ziemlich raus, Anzug und Hut bzw. Grüne Haare, lustig das sowas simples heute noch (oder wieder?) provoziert – waren lediglich noch eine angehende Theater-Gruppe von Prekären dort … die habe ich natürlich alle kennen gelernt, später. Bin nämlich nach dem Stück nach Besichtigung des Publikums (für mich hört das Leben nie auf, ein Schauspiel zu sein) mit einer bis dahin mir unbekannten Gruppe noch in die Keupstraße mit gezogen & mäßig lecker gegessen. Interessante Gespräche gehabt, tat gut.
Prima Leute, unter anderem eine sehr liebe Frau aus der Ukraine, die ein Herz in der Größe eines Elefanten hatte – und mich sehr verliebt lange angeschaut hatte beim Rauchen vor der Tür, da konnte ich ja nur auf freundlich schalten, obwohl ich noch die Gelegenheit wahrgenommen habe, einen bildungsbürgerlichen Deppen verbal einen Kopf kürzer zu machen dafür, dass er zwar kein Latein kann, aber dafür auch ohne eigene Recherche und Bemühung bereits weiß, was bedeutet Religion, was ist Gott und was nicht. Sowas tut meinem Mind weh in praktisch allen parallelen Dimensionen. Bedeutung wissen, Wort nicht kennen? Logic Fail.
religio, die Rückbindung, nämlich: Des Menschen an das Leben und die Gemeinschaft, also eine essentielle Funktion.
Stellte sich raus, der Ahnungslose ist natürlich ein Theater-Author (LOL!).
Die Ukrainerin aus Sophia und ich, wir waren einig über die Liebe als Basis von allem – was sich theoretisch auch mit Thora und Bibel, nicht aber dem Islam(!) deckt. In der Praxis geht es um Geld und Macht und Weiber, und wer die kontrolliert.
Faktisch sind Monotheismen programmatisch um BDSM und das Thema UNTERWERFUNG (auf allen Ebenen, Sinnstiftung immer totalitär!) angesiedelt, sie sind die Matrix, die Unterdrückung rechtfertigt, und alles andere kann mensch dort finden, aber auch oft ist es eben eher außerhalb, denn GOTT ist skeptisch gegenüber Häusern … Jesus hat es klar gemacht, es geht darum, raus zu gehen zu den Armen und Bedürftigen. Dort findest du, was wirklich zählt.
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Schlagwörter: Christentum, Depot 1, Gotteskämpfer, Islam, Judentum, Köln, Nuran David Calis, Sinnsuche, Theater