Meditation über die eigene Schuld – Mea Culpa, Mea Maxima Culpa
Theoretisch ist es klar: Unschuld gibt es nicht, wenn Kindheit vorbei ist.
Und wann ist es praktisch möglich, schuldig zu werden? Wann kann ein mensch zur Verantwortung gezogen werden?
Antwort: Sobald ein System Handlungsvarianten hat und Kontrolle über die Auswahl der Optionen besitzt. Wer nicht anders handeln kann oder nicht weiß, wie die Regeln sind, ist unschuldig bzw. nicht schuldfähig.
Ein Säugling kann nur laut geben, wenn Bedürfniss ist.
Ein 6-jähriges Kind kann bereits zum Mörder werden, also aus niedrigen Beweggründen töten.
So wie in ‚scheiß-Bruder, den haue ich tot, auch wenn es nicht erlaubt ist‘. Ich erinnere mich, dass ich das versucht habe. Und dann war ich entsetzt wegen dem vielen Blut und dem Geschrei, und zusammen haben wir es vertuscht und als einen Unfall dargestellt. Aber es war meine Schuld, ganz allein. Ab da war ich ein schlechter Mensch, in meinen Augen. Und hatte Grund, mich zu bessern. Was ich nur partiell geschafft habe. Meinen Bruder finde ich heute noch Scheiße, und er mich auch.
Also würde ich sagen, Schuldfähigkeit entwickelt sich, hat System-Voraussetzungen, und es beginnt mit 6 Jahren. Davor ist sie technisch nicht möglich, und wer Verantwortung zuschreibt, geht darin fehl, wenn ein Kind unter 6 beschuldigt wird.
Mit 6 ist die Kindheit vorbei. Mit 12 ist ein Mensch geschlechtsreif. Und mit 40 tot. Jedenfalls ist das biologisch so, seit 12.000 Jahren. Klar, heute haben wir die Welt kulturell überformt, und einiges daraus gemacht, was anders ist als die Natur. Aber so ist es eigentlich immer gewesen.
Seit ich denken kann – und das würde ich als mit sechs Jahren definieren – habe ich auch Schuld auf mich geladen, Dinge so gemacht, wie ich wußte, so soll das eigentlich nicht gemacht werden.
Wieso? Weil es in meinem Interesse lag, die mir bekannten Regeln zu brechen. Denn die Regeln, das habe ich verstanden, dienen mir nicht, sondern sie dienen denen, die vor mir da waren. Die haben sie gemacht, und daher sind diese Regeln immer zu IHREM Vorteil und gegen mich.
Ich habe aber auch erkannt: Wenn kein Polizist neben mir steht, gelten Regeln nicht – es gibt sie schlicht nicht, es sei denn, ich habe sie mir zu eigen gemacht, dann bin ich mein eigener Polizist.
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Filed under: chronologia,Erinnerungen und Vergangenes,Gewaltanwendung,Philosophie,Psychologie,Religion - @ März 12, 2017 1:18 pm
Schlagwörter: Auswahl, Bekenntnis, Denken, die die vor mir da waren, Einsicht, Ende der Unschuld, Erkenntnis, Gesetz, Handlung, Handlungsvarianten, Interesse, Kindheit, Kontrolle, mea culpa, mit 6 Jahren, Polizist, Regel, Regeln, Regeln brechen, Schuld, Schuldfähigkeit, System, unschuld, Verantwortung, Vorteil