Lebenswege (wie ein Mensch wird was er oder sie ist)
Was ich meine, wie die Welt ist, ist zwangsläufig das Ergebnis der eigenen Erfahrung. Kombiniert mit dem, was ich selbst-gesteuert dazu gelernt habe, seit ich Erwachsen bin.
Ich habe Psychologie studiert, lange und erfolgreich (was das Herausfinden von Dingen angeht), war danach Jahre lang weiter in Bildungsprozessen (Uni, Psychotherapeuten-Ausbildung, politische Arbeit) und bin ein eifriger Leser und Angelegenheiten-Recherchierer. Einfach, weil ich es wirklich wirklich wissen will. Das ist meine Passion. Wäre gerne ein Professor geworden.
Hier eine open source Zusammenfassung wesentlicher Erkenntnisse, hoffentlich nutzbar für andere und einigermaßen verständlich.
Es gibt keine Wahrnehmung von Dingen an sich, sondern unser Körper und insbesondere unsere Sinnes-Systeme machen aus einer Flut von Reizen in einem massiv parallelen Verarbeitungsprozess Muster höherer Ordnung – Abstraktionen.
Aus potentiell unendlich vielen Reizen filtern wir einen winzigen Teil heraus, der für uns Bedeutung trägt, weil er mit unseren Bedürfnissen zu tun hat. Das ist Lernen.
Diese bio-psycho-soziale Tatsache ist wesentlich, um zu verstehen, was Menschen sind. Durch Wissenschaft haben wir etwas darüber herausgefunden, wie wie Organismen funktionieren.
Wir wissen, dass das so und nicht anders ist, weil wir die Experimente, die es belegen, beliebig oft durchführen können – und immer kommt das gleiche dabei heraus. Was wissenschaftlich als Replizierbarkeit bezeichnet wird.
Natürlich sind alle menschlichen Tätigkeiten und Ergebnisse von Tätigkeiten, genau genommen alle Zustände – nicht mit Gewissheit dingfest zu machen, weil sie sich mir ja auch nur über die Sinneseindrücke vermitteln.
Mit diesen Fragen hat sich die Philosophie und die Psychologie auseinander gesetzt, solange es Menschen gibt. Bevor die wissenschaftliche Methode entwickelt wurde, war das das Feld der Religionen. Und natürlich sind alle menschlichen Dinge umkämpft, denn was für wahr oder für falsch zu halten ist, wird auf dem Feld bestimmt, was wir Gesellschaft und insbesondere auch Politik nennen.
Sehen ist eine durch Lernen aufgebaute Fähigkeit. Hören ist eine durch Lernen aufgebaute Fähigkeit. Sich bewegen, etwas tun, Sprechen, Denken, Lesen, Schreiben, soziale Interaktion – all das sind Fähigkeiten, die durch Lernen erst möglich sind. Und jedes Lernen setzt soziale Interaktion voraus. Es muss zwangsläufig ein Gegenüber da sein, damit Lernen passiert. Eine Situation, die eine Rückmeldung enthält.
Wir wissen dies, weil es bedauernswerte Fälle gab, wo Menschen depriviert wurden – eben kaum bis keine soziale Interaktion da war. Dann verzögert sich Entwicklung, oder sie findet nicht statt. Im Extremfall sterben Menschen, wenn sie keinen menschlichen Kontakt haben (Säuglinge, Babys, Kleinkinder).
Lernen ist im Kern folgendes: Auf einen wahrnehmbaren Reiz, der an und in unser System gelangt, folgt eine Zustandsänderung unseres Systems. Diese wird durch unser angeborenes Bewertungssystem – emotional und vegetativ – als positiv (Bedürfnisbefriedigung), neutral (macht weder etwas gutes noch etwas unangenehmes, daher irrelevant) oder schädigend (Schmerz, Hunger, Mangel, Not, unbefriedigtes Bedürfnis) eingestuft.
So lernen wir, was wir aufsuchen und was wir vermeiden. Quellen von Schädigung werden im Gedächtnis abgelegt, um diesen Schaden nicht noch einmal zu erleiden – begleitet von Angst, wenn etwas ähnliches uns wieder auf den Radar gerät. Quellen von Befriedigung werden gespeichert, damit wir sie aufsuchen und nutzen, falls sie in der Nähe sind. Interessant und bedeutsam sind natürlich auch Begleitumstände – wann, wo, wie riecht es, wie sieht es aus, wie hört es sich an, wie fühlt es sich an etc.
Wenn sich über viele Wiederholungen ein Muster einstellt – erst x, dann recht wahrscheinlich y – legen wir eine Verknüpfung an, eine Assoziation, eine Verbindung. Das passiert im Gehirn auf der Basis von Nervenzellen. Es ist ein psycho-biologischer Vorgang.
Während der frühen Kindheit ist alles verbunden. Da passiert zunächst mal folgendes: Verbindungen werden gestärkt, wo Muster gefunden werden, und sie werden abgebaut, wenn die Verbindungen keine Verstärkung bekommen. Ein Kinder-Gehirn hat das Potential, alles zu lernen – und reduziert das dann auf die Verbindungen, die benutzt werden. Sparsamkeit. Weil das so ist, gibt es Phasen, in denen Menschen sehr stark geprägt werden können. Daraus resultiert auch die enorme Empfindlichkeit und Verletzlichkeit von Kinder-Seelen und Kinder-Gehirnen, während später die Jugendlichen und Erwachsenen sehr viel weniger beeinflussbar sind.
Entwicklungspsychologie ist der Zweig der Psychologie, der sich mit den Fragen rund um die Ausformung der Psyche im Kindes- und Jugendalter beschäftigt. Da gibt es den Befund: Zu gewissen Zeiten werden bestimmte Aspekte der individuellen Persönlichkeit entwickelt in Auseinandersetzung mit der jeweiligen Umgebung.
Dabei bauen Fähigkeiten und Entwicklungen aufeinander auf, so wie ein Tech Tree (Technik-Baum) in einem Computerspiel. Eines ist darin Voraussetzung für weiteres. Weil das so ist, dass Entwicklungen auf vorhergehenden Entwicklungen aufbauen, kann bei einer frühkindlichen Störung sehr viel von dem, was eigentlich folgen würde, nicht passieren – so entstehen massive psychische Störungen.
Grundlegend ist Bindung, gefolgt von Konflikten über Bindung vs. Autonomie. Sichere oder unsicher Bindung, das ist die erste und wichtigste Prägung im Leben. Werde ich geliebt, versorgt, beschützt? Was darf und muss ich für die Zukunft diesbezüglich erwarten?
Und dann: Darf ich ein eigenes Ich sein, darf ich etwas tun oder nicht, und was, und in welchen Grenzen? Wofür werde ich verstärkt (belohnt), wofür bestraft? Wann fällt etwas unangenehmes weg, wenn ich etwas bestimmtes tue (negative Verstärkung = Belohnung)? Die negative Verstärkung ist der wichtigste Mechanismus überhaupt.
Wenn alles ok ist, brauche ich gar nichts zu tun und bin zufrieden. Sobald Zeit vergeht, stellen sich Bedürfnisse ein. Es kommt Hunger und Durst, es kommt Kälte oder Hitze, es kommt Schmerz, es kommt Ausscheidungsbedürfnis. Dann wird es unangenehm, und ich bin veranlasst, etwas zu tun, was diesen unguten Zustand bessert, der als leidvoll empfunden wird. Wenn ich etwas tue und danach ist es besser, dann bekommt genau dieses Tun die Eigenschaft gut, bedeutsam, richtig. Es wird negativ verstärkt, verhaltenswissenschaftlich ausgedrückt. Nicht mit Bestrafung verwechseln – negative Verstärkung ist der Wegfall von etwas Unangenehmem.
Hunger/Durst, Kälte/Hitze, Schmerz – werde ich versorgt (gefüttert, gewärmt/gekühlt), wird Schmerz gelindert, werde ich getröstet? Bekommt überhaupt jemand mit, wie es mir hilflosem kleinen Wesen geht – und interessiert es jemanden? Das ist enorm wichtig, und hier werden Muster angelegt, die das ganze restliche Leben prägen.
Die Reinlichkeitserziehung macht ebenfalls einen starken und sehr unterschiedlichen Abdruck in der Psyche von Menschen, je nachdem, wie es diesem Menschen ergeht. Hier wird ein wesentlicher Parameter eingestellt – wie stark kontrolliert muss ich sein, wie sehr muss ich Bedürfnisse zurück halten. Was passiert, wenn ich das nicht schaffe, wenn ich schwach werde, laufen lasse, wenn Scheiße passiert? Kommt dann Hilfe, Strafe, gar nichts? Werde ich zart oder hart behandelt? Wie sauber muss ich sein, und wann muss ich das können? Kriege ich es hin – oder bin ich überfordert und offenbar ein Menschenkind, was es nie richtig macht? Auch hier werden grundsätzliche Erwartungsmuster geprägt, die lebenslang wirken.
Mit 2-4 Jahren sind diese Basis-Geschichten (laufen und Sprache verstehen und reden als Basis für soziale Interaktionen) zumeist gelernt. Dann kommt das Soziale – der Umgang mit anderen, die nicht die Eltern sind. Gleichaltrige, insbesondere. Und Tiere. Alles wird erkundet, und es wird nach Sprache verlangt. Auf alles wird gezeigt – wie heißt das, was ist das? Alles wird ausprobiert.
Bereits jetzt ist Geschlecht und Gender programmiert. Kinder erfahren, für was sie angesehen werden, was sie zu sein haben und wie. Ein Junge weint nicht. Ein Mädchen macht sowas nicht. Je nach biologischem Geschlecht werden Kinder komplett verschieden behandelt, angezogen, angeregt, ermutigt oder entmutigt, mit verschiedenen Erwartungen konfrontiert, denen sie entsprechen müssen. Weil Bindung überlebensnotwendig für Kinder ist, tun Kinder alles, was sie näher an ihre Eltern bringen kann – und vermeiden alles, was sie einem Liebesentzug aussetzt. Kinder geben sich große Mühe, zu gefallen. Wie leicht oder schwer das gelingt (wenn überhaupt) – auch das prägt unser Leben.
Dann kommt in unserer Gesellschaft die faktische Trennung von den Eltern. Das ist ein großer Schritt – in eine Bezugsgruppe zu wechseln, die für lange Zeit (oft die meiste wache Zeit des Tages) um dich herum ist. Kindergarten, das bedeutet: Auf sich allein gestellt. Nirgends die – mehr oder weniger – vertrauten Personen. Neue Vertrauenspersonen müssen mental angelegt werden, mit denen umzugehen ist. Neue Regeln, neue Muster, neue Lernerfahrungen. Was mehr oder minder gut gelingt. Unsicher gebundene Kinder und Kinder, die eigentlich noch nicht reif und bereit dazu sind, empfinden enorme Angst unter diesen Bedingungen. Was weitere Entwicklung massiv behindert. Angst ist schlecht für Lernen. Sie macht das System zu.
Manche finden Anschluß, manche sind isoliert. Ablehnung passiert – Kinder sind nicht gehemmt darin, aus Unterschieden Gründe für Anfeindung zu machen (eine soziale Fertigkeit). Und Kinder sind erst dabei, Empathie zu lernen (ein mentales Modell davon, wie sich etwas bei einem anderen anfühlt).
Generell ist die Fähigkeit zu sozialer Interaktion etwas Gelerntes und sich kontinuierlich Entwickelndes – sie benötigt Mentalisierungsfähigkeiten, also das Aufbauen eines Bildes oder Modells oder einer Simulation davon, wie andere sind, was sie denken, fühlen, wollen, wie sie sich vermutlich verhalten).
Diese Tatsachen stecken hinter Kinder sagen die Wahrheit (sie wissen nichts über soziale Konventionen) und Kinder sind grausam (sie können noch nicht gut empathisch reagieren).
Soziale Lernerfahrungen in der Zeit zwischen 3 und 6 prägen wesentlich unseren Selbstwert – eine Eigenschaft, die den Status in sozialen Gruppen beschreibt. Beliebt, unbeliebt. Schön, häßlich. Stark, schwach. Überlegen, unterlegen. Was wir in dieser Zeit an Rückmeldungen bekommen, prägt ebenfalls lebenslang. Und es liegt überwiegend in der Hand von Kindergärtnerinnen. Danach – in der Grundschule – von Lehrerinnen. Und in der Dynamik, die aus der sozialen Gruppe resultiert, aus deren Zusammensetzung und Kultur. Welche Verhaltensweisen werden belohnt – Zusammenarbeit, Konkurrenz, laut sein, brav sein?
Mit sechs Jahren sind Kinder oft recht rigide, was Regeln angeht. Was sie als Gesetz erkannt haben, das sollen alle genau so machen. So wird das gemacht, und nicht anders. Abweichungstoleranz eher so null, und sie ärgern sich, weil sie merken, dass sich doch sehr viele an gar nichts halten (auch die Erwachsenen nicht).
Am Ende der Grundschulzeit sind Menschen charakterlich bereits weitgehend geprägt, und die Bildung von Interessen ist ebenfalls mit 12 Jahren abgeschlossen. Was nicht angeregt wurde, kommt auch nicht mehr (mit hoher Wahrscheinlichkeit – ausgeschlossen ist es nie, dass neue Wege gesucht und beschritten werden).
Es folgt die soziale Selektion. Welche Schule wird nun besucht? Leistung ist ein Kriterium. Selbststeuerungsfähigkeit (soziale Anpassung) ist ein weiteres Kriterium. Beide Variablen stehen in engstem Zusammenhang mit dem sozialen Status, den die Herkunftsfamilie hat – Bildung, Einkommen und Besitz.
Wie gut die Mutter die Landessprache spricht, ist entscheidend für die Sprechfertigkeit des Kindes. Wie viel Geld in der Familie ist, bestimmt die Qualität der folgenden Ausbildung. Wichtig ist auch, wie viel Zeit die Mutter (oder die Eltern, wenn auch ein Vater da ist) mit dem Kind bzw. den kindern verbracht hat, und mit welcher Beziehungsqualität und Anregungsdichte diese Zeit gestaltet wurde.
Nach der Grundschule ist für die allermeisten der Lebensweg entschieden. Die absolut überwiegende Mehrheit bleibt in der Klasse und Schicht, in der sie geboren wurde. Entgegen den wohlfeilen Sprüchen von der Durchlässigkeit der Gesellschaft leben wir tatsächlich in einem Kasten-System. Wer das bezweifelt, möge sich soziologische Studien dazu zu Rate ziehen.
Und es kommt die Pubertät – die Geschlechtsreife zieht herauf, alles ändert sich durch die hormonelle Umstellung im Körper. In dieser Phase können junge Menschen eigentlich nicht beschult werden, weil ihr gesamtes System umgestellt wird. Trotzdem – und in direktem Widerspruch zu allen pädagogischen und psychologischen Erkenntnissen über diese Vorgänge – werden genau zu diesem Zeitpunkt die Leistungsanforderungen erhöht. Der resultierende Stress macht die jungen Menschen natürlich wütend, zugleich werden sie mit ihrer totalen Machtlosigkeit konfrontiert. Man zeigt ihnen, wo der Hammer hängt. Disziplin, Ordnung, Pünktlichkeit. Eine Zwangsjacke.
Die von Haus aus gehemmten Menschen kommen später als andere in die Pubertät – auch das ein interessantes Phänomen. Und insgesamt verlängert sich die Phase der Abhängigkeit und Nicht-Autonomie in westlichen Ländern – das ist ein weltweiter Trend. Längeres lernen, weil komplexere Fähigkeiten in der Arbeitswelt gebraucht werden.
Für einfache, ausgeprägt männliche Männer wird es nun sehr schwer.
Die Tätigkeiten, die vor allem auf Körperkraft und Fitness aufbauen, sind durch Maschinen weitgehend ersetzt – wo es LKW gibt, braucht es keine Träger. Wo es Kräne gibt, braucht es sehr viel weniger Bauarbeiter. Strom und Benzin haben die Muskelkraft entwertet. Und – wo es Staat und Staatengemeinschaft gibt, wo der Krieg eingehegt wurde – und damit innerer und äußerer Frieden herrscht, so wie in Europa seit dem Ende des zweiten Weltkrieges – da braucht es auch den Mann als Krieger nicht. Eher füllen die starken Männer mit dem hohen Testosteron-Spiegel die Gefängnisse, weil sie soziale Regeln schlechter lernen (eine Funktion des Geschlechtshormons!) und weil sie die Regeln häufiger brechen (95% der Gefängnis-Population sind Männer).
Für Frauen wird es ebenfalls sehr schwer. Einerseits ist biologisch die richtige Zeit, Kinder zu bekommen, zwischen 14 und 21 (ich bin nicht für Sex mit Kindern oder minderjährige Schwangerschaften!). Andererseits ist gesellschaftlich die Kindheit und die Jugend verlängert, es gibt mehr und länger zu lernen, und zudem eine Erwartung an die Frauen, dass sie sich selbst durch Lohnarbeit erhalten, statt dass die frühere Arbeitsteilung – sie kümmert sich um den Haushalt und die Kinder, er um die Lohnarbeit – oder die noch frühere gemeinsame Feld- und Hausarbeit mehrerer Generationen auf gepachtetem oder eigenem Land noch möglich wäre.
Also verschieben Frauen, die aus der Mittel- oder Oberschicht stammen, das Kinderkriegen bis an oder über die Grenze von 30 Jahren. Biologisch ist das Bockmist, denn das erste Kind bekommen sollte vor 30 erfolgen, weil danach die Fertilität (wenn noch keines geboren wurde) steil abnimmt.
Unterschicht- und untere Mittelschicht-Frauen machen Kinder, aber haben dafür in der Regel einen Partner aus der gleichen Schicht, was bedeutet: Geringe Chance, ein gutes Einkommen zu erzielen, auch wenn beide Partner arbeiten. Dafür wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der Mann diese Konstellation verlassen – wie generell die Ehe durch eine Überlastung mit Anforderungen heute praktisch nicht mehr machbar ist. So kommen diese vielen, vielen allein erziehenden armen Frauen zustande. Die das biologisch richtige tun – und dafür gesellschaftlich abgestraft werden. Was dann die Kinder ausbaden dürfen.
Hier liegt der Grund, wieso sehr viele ganz normale Männer und Frauen heute arg unzufrieden sind – sie arbeiten sich den Arsch ab, erreichen dabei nichts, besitzen nichts und leben mit dem Gefühl, dass die Gesellschaft auf sie rein gar nichts gibt.
Betrachten wir die Einkommens- und Vermögensverteilung, dann liegen die Gründe dafür auf der Hand. Ich bin kein Soziologe, aber ich kann mit Lego-Steinen was basteln. und genau das habe ich getan.
Es gibt Statistiken, wer wie viel besitzt, und wie hoch das netto-Einkommen für bestimmte Bevölkerungssegmente ist. Diese Statistiken sind frei zugänglich. Sie tauchen in der einen oder anderen Form immer mal in der Zeitung oder im TV (was ich praktisch nicht nutze, lieber lese ich oder sitze am PC) auf, und das statistische Bundesamt macht es möglich, sich vieles anhand der offiziellen Zahlen anzusehen.
Interessant an den Statistiken ist vor allem eines: Sie werden immer komplett unanschaulich präsentiert. Das wollte ich für mich selbst ändern – daher das Experiment, die Gesellschaft bezogen auf Einkommen mal nach zu bauen – als Lego-Modell. Hier das Ergebnis:

Brutal vereinfacht: 80% Sklaven, 10% Lakeien, 10% Kapitalisten. Wem gehört Deutschland?
Die mittlere Säule – das sind Menschen. Wie viele in welcher Höhe Einkommen erzielen, ist durch das Volumen der Säule und die jeweilige Höhe angenähert. Es geht immer um das Einkommen einzelner Personen. Unter 1420€ netto liegen braun (Einkommen knapp über Harz 4) und schwarz (Harz 4). Das ist ein Drittel der Bevölkerung. Darüber die Mittelschicht (rot) mit einem Einkommen von 1420€ bis 2660€ netto. Das ist die Hälfte der Bevölkerung. Hier werden die Wahlen entschieden. Zusammen machen diese Schichten 80% der Bevölkerung aus.
Neben der zentralen Säule sind die Vermögen abgebildet. Ich habe leider gerade die Prozentwerte nicht mehr parat – es gibt aber einen separaten Blog-Eintrag (nämlich, als ich das Ding gebastelt habe), wo es genau drin steht, was wie wieso warum wie viel.
Hier nur der Hinweis: Die Schwarzen besitzen ein Legosteinchen, die Braunen 2. Erst ab der Mittelschicht (rot) gibt es was zu verlieren – sie haben etwa 16%. Besitz – wie Häuser oder Fabriken – findet sich dagegen zumeist bei den Top-20% der Bevölkerung, die 80% des Vermögens besitzen.
Das sind die Leute aus der oberen Mittelschicht (grün, Bildungsbürgertum – die Leute, die es gut meinen und die nicht wissen, wie gut und privilegiert sie es eigentlich haben) und aus der Oberschicht (gelb, hellgrün – die Liberalen-Wähler, Leistungsträger etc.).
Hier wird die Gesellschaft zum Turm – tatsächlich ist er sehr viel höher und spitzer, nur ist das mit Lego nicht machbar gewesen. Die Millionäre sind hier viel mehr (ihre Anzahl ist kleiner als ein Klötzchen) und viel näher am Rest dran, als es tatsächlich der Fall wäre bei einem besseren (genaueren) Modell.
Ich vereinfache mal brutal: 80% Sklaven, 10% Lakeien, 10% Kapitalisten, darunter 1% Weltbesitzer.
Und gerade wurde in NRW wieder mal die Reaktion (CDU/FDP) gewählt – da wird Sozialabbau und Privatisierung und Studiengebühren gemacht, wodurch die Geschichte sicher weiter schlimmer werden wird.
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Filed under: Arbeit,Philosophie,Politik und Wirtschaft,Psychologie,Zeit- und Zeit-Geschichte - @ Juni 8, 2017 7:18 pm
Schlagwörter: Deutschland, Einkommen, Entwicklungspsychologie, Gesellschaft, Lebenswege, soziales System, wie wird man was man dann ist