Absichtlich gemacht
Welche Absicht dahinter steht, Absichten zu definieren, dürfte klar sein – es geht regelmäßig nicht um Lob, sondern um angemessenes Bestrafen. Eingehegte, legitime Rache. Eine Demonstration von Macht und Grenzen des Erlaubten. Schmerz, der zugefügt wird. Einst königliches Privileg, heute im Rechtsstaat in vernüftigen Grenzen öffentlich zugänglich – die Strafanzeige macht es möglich. Aber ob zivilisiert oder weniger zivilisiert, Strafe bedeutet Schmerz zufügen. Lerntheorie sagt, es wird nichts Sinnvolles gelernt aus Bestrafung. Also geht es nicht um etwas anderes als Machtausübung zur Befriedigung einer inneren Motivation des Strafenden. Und dafür braucht es Gründe, insbesondere für die gerechte Vergeltung einer bösen Tat. Da muß Absicht berücksichtigt werden. Absicht ist ein gerichteter Wille, eine Form von Vorsatz. ‚Wissen und Wollen der Tatbestandsverwirklichung im Bewusstsein der Rechtswidrigkeit‘, darum geht es den Juristen. Getan, um zu. So wird das formuliert.
Wenn etwas nicht gewollt war, kein Plan dahinter steckte, man etwas Schlechtes ohne böse Absicht getan hat, trifft einen auch weniger Schuld oder umgekehrt ist es schlimmer, etwas absichtlich (bewußt, gezielt, geplant, rational, kaltblütig, heimtückisch, unter Ausnutzung von erkennbaren Schwächen, mit Täuschungsabsicht) getan zu haben. Also Versehen, Irrtum, Fahrlässigkeit, Unkenntnis, heftige Emotion, Vollsuff und dann passiert was, das ist was anderes als genau so getan wie gewollt.
Manche können sowieso niemals nichts dafür, weil sie nichts kapieren oder einsehen können. Das wäre dann Unzurechnungsfähigkeit. Alles darüber von Georg Kreisler: Der „Onkel Joschi„. Dieser nette feine alte Herr. Hat es freilich auch gut, dass man ihn in Ruhe ließ, jedenfalls bis zum blutigen Ende. Ach, herrliches Lied.
Zurück zur Schuld. Wenn – wie das fast immer der Fall ist, wenn Menschen was fraglich legales machen und nachher streiten, was da passiert ist und wer es verbockt hat – es um einen nicht gewollten, aber in Kauf genommenen Schaden geht, dann reicht statt Absicht auch der Eventualvorsatz:
Oft trifft man aber auf die Konstellation, dass ein Täter den Erfolg eigentlich gar nicht will, ihn aber als – möglicherweise sogar unerwünschte – Nebenwirkung seiner Handlung in Kauf nimmt. Dieses Inkaufnehmen der Verwirklichung des tatbestandlichen Erfolges wird Eventualvorsatz genannt. Allgemein herrscht Einigkeit, dass für die Strafbarkeit einer Tat Eventualvorsatz genügt.
Gegen wirtschaftliches Handeln ist erstmal ja nix zu sagen. Gewinnmaximierung ist logisch. Sie zu wollen also für den rationalen Unternehmer Pflicht.
Was die vielen Menschen angeht, die durch den Hunger, die Armut und die Gewalt zu schaden kommen als Nebenwirkung von billigen Konsumgütern …
z.B. die „Wilden“, die mal die Gegend bewohnt haben, bevor der Wald jemandem gehörte … ist ja keine böse Absicht, wenn hier Leute vertrieben werden — bloß die Maximierung des Gewinns.
Hm, nachdenk, warte mal – Nebenwirkung und Inkaufnahme reichen aus für Strafbarkeit. Wie wir produzieren lassen in anderen Ländern, dürfte bekannt sein. Ist nun der Unternehmer schuld, der Staat, der Konsument, der Söldner – alle, keiner, manche, wenige? Sind es die Multis? Ist es das System der Finanzierung? Wer ist schuld an den kriminellen Mißständen?
Ist es kompliziert – oder in Wahrheit ganz einfach?
Die perfekte Vereinfachung – es sind die Anderen schuld, idealerweise eine kleine abgegrenzte Gruppe, die überall für anders definiert werden kann – führt bei Welterklärungen der völkisch-populistischen Art stets zum Ressentiment, auf das sich alle Nicht-Juden einigen können: Schuld sind die Juden, das raffende Kapital, ein paar kranke Bösewichter in einer an sich gesunden Wirtschaft, teuflische Widersacher.
Hitler hat das Potential dieser fiesen Form von Exkulpierung voll erkannt und mörderisch ausgeschöpft. In Nazi-Kreisen ist logischerweise auch der Jude schuld am Weltkrieg, war ja alles nur Notwehr gegen die Polen etc.
Canalterror – Maximierung des Gewinns
Tote Fische, Gift im Boden, Luft verpesten, Wälder roden
Babynahrung, Killerwaffen, raffen raffen raffen raffen
Düngemittel und Kanonen, konzentrierte Produktion
Leben für den Zinseszins zur Maximierung des Gewinns
(Ref.)
Die Multinationalen haben die Welt in ihrer Hand
Die Multinationalen sind die Herren in diesem Land
kalkulieren, subtrahieren, produzieren, ausradieren
Zur Maximierung des Gewinns, zur Maximierung des Gewinns
kalkulieren, subtrahieren, produzieren, ausradieren
Zur Maximierung des Gewinns, zur Maximierung des Gewinns
Strategie der Unterdrückung und der Manipulation
Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, alle Werte blanker Hohn
Was sie tun hat nur ein Ziel, Mitleid zählt da nicht mehr viel
Menschenopfer für den Zins zur Maximierung des Gewinns
Ref.
Lebensqualität erhöhen haben die Multis nicht im Sinn
das Primärziel ihrer Wirtschaft lautet nur Bilanzgewinn
Nur ein Wort kann sie erheitern, das heißt ‚Kapital erweitern‘
und wir alle zahlen den Zins zur Maximierung des Gewinns
Ref.
Aber auch der linke Protestsong als Genre bedient sich gerne der rechts-offenen Klischées – böse Multis sind die mitleidslosen Herren der Welt und vergiften die Welt mit Dreck, Gift und Lügen, dahinter stecken wenige, und die gehören abgeschafft. Statt den Klassenfeind mal genauer zu analysieren, produziert sich so der linke gerade wie der rechte Judenfeind – der sich gegen Vorwürfe wehren wird, die ihn als Antisemit markieren – als mutiger Aufklärer gegen den Zinseszins und die Konzerne.
Noch mal zum Mitschreiben: ‚Weltverschwörung‘ ist KEINE Analyse von irgendwas. Es ist eine bekannte Propaganda ‚rechter‘ wie ‚linker‘ populistischer Menschenfeinde, die zu Gewaltexzessen führt. The soil of Treblinka is rich in your guilt. Der Ausrottung von Juden folgt kein Paradies, sondern die Ausbeutung geht ungerührt weiter, weil. Egal, wie viele Menschen sterben, das System wird davon nicht berührt.
Die Welt wird politisch, sozial, kulturell, militärisch, wirtschaftlich etc. kontrolliert von einer Interaktion von Machtzentren unterschiedlicher Größe, die sich auseinander setzen und zusammen tun, und darin sind chaotische Prozesse auf vielen Ebenen wirksam, die niemand steuern kann.
Prozesse sind nicht zu 100% kontrollierbar. Es reicht ein wenig Komplexität, um die Dinge unvorhersagbar zu machen. Und Menschen, ihre Absichten und Pläne und Strebungen, das IST komplex. Viele davon, die untereinander sich balgen um Status und Vorteile, sprich Politik.
Ganz zu Schweigen von Emergenz, wenn Systeme höherer Komplexität entstehen. Sprich: Kein Mensch kann alles kontrollieren, auch kein Gott oder Computer. Diese werden immer durch eine logisch größere Klammer gerahmt, so wie in ‚einer der bekannteren Götter auf dem Planeten Erde im Anthopozän war xyz‚, als Randnotiz in „Per Anhalter durch die Galaxis“.
Und Geld ist wirkungslos ohne den Rahmen, dem wir ihm geben – Geld regiert nicht die Welt, sondern Menschen, und genug Geld bedeutet ja auch nur Leben können, also scheissen sammeln jagen kochen essen werken trinken ficken schlafen. Wer mehr will als das Nötigste (also praktisch jeder außer dem Heiligen Martin, der Eremit ist) steuert mit am System von Kontrolle und ist logischerweise gefangen im Netz der Sünde – Konsum, her damit, was wollen wir noch? Und das Zeugs muss ja irgendwoher geholt werden und von irgendwem gemacht und so, und es muss was dafür geben, dass ich es kriege. Irgendwer hat dafür geblutet. Oder auch nur geschwitzt … oder es wurde lediglich Strom verbraucht. Idealerweise lediglich Licht einverleibt. Photosynthese macht vieles einfacher, moralisch gesehen. Als Mensch auch nicht so das Problem, von Pflanzen zu leben (weil sie anders bluten als wir). Und irgendwann bauen Nano-Maschinen aus Sonnenlicht und Irgendwas alles andere nach Belieben, dann ist die Erde im creative mode angekommen. Moralische Probleme beim Konsum, wieso überhaupt? Je näher der Konsum der Selbstverzehrung rückt, um so tabuisierter – nicht die eigenen Leute vergewaltigen, umbringen und aufessen – doch nicht solche, die sind wie ich. Das wir alle kapitalistische Menschenfresser sind, dog eat dog, das sollte und müßte so nicht sein. Möglich ist es, weil wir uns und die anderen als getrennt betrachten. Die Idee von Menschenrechten – alle Leute sind ‚die eigenen Leute‘, unverletzlich wie man selbst, egal wer und wie sie sind – bedeutet genau das Gegenteil. Alle sind eins. Was du anderen tust, tust du dir. Letztlich christlich. Jesus. Oder mystisch. Oder Buddha. Oder Atheisten mit Goldener Regel. Empathie und Respekt. Sich nicht teilen lassen. Ich bin du. Du bist ich. Alle sind letztlich eins, darin besteht ultimativ die Realität. Licht, Schwingungen. Und wer das anders sieht, der kriegt ein paar auf die Ohren. Bevor das hier zu Hippie-mäßig wird.
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Filed under: Musik,Philosophie,Politik und Wirtschaft,Uncategorized - @ November 17, 2016 8:54 am
Schlagwörter: Absicht, All is One, Antisemitismus, dog eat dog, Kapitalismus, Konsum, Menschenrechte, Orphaned Land, Selbstverzehrung, Strafe, Tabu, Verschwörung, Vorsatz, Zurechnung