Erich Mühsam – Der Gefangene
Mühsam würde von den Nazis im Gefängnis ermordet. Er war Anarchist und sah das so: Wir alle sind Gefangene. Und manche, die sind eben trotzig, die kämpfen dagegen, egal was kommt.
Wenn es mehr wären, könnte was gewonnen werden, klappt aber hierzulande traditionell nicht. Aber es gibt immer Leute, die aufbegehren. Allerdings werden die dann eben tot geschlagen, das ist natürlich nicht so großartig. Ist aber vielen guten Leuten so gegangen, und wann das aufhört steht in den Sternen.
Der Text – von Slime gecovered, und weil ich die anderntags live gesehen habe, kam ich überhaupt drauf – hier ist er:
Ich hab’s mein Lebtag nicht gelernt,
mich fremdem Zwang zu fügen.
Jetzt haben sie mich einkasernt,
von Heim und Weib und Werk entfernt.
Doch ob sie mich erschlügen:
Sich fügen heißt lügen!
Ich soll? Ich muß? – Doch will ich nicht
nach jener Herrn Vergnügen.
Ich tu nicht, was ein Fronvogt spricht.
Rebellen kennen beßre Pflicht,
als sich ins Joch zu fügen.
Sich fügen heißt lügen!
Der Staat, der mir die Freiheit nahm,
der folgt, mich zu betrügen,
mir in den Kerker ohne Scham.
Ich soll dem Paragraphenkram
mich noch in Fesseln fügen.
Sich fügen heißt lügen!
Stellt doch den Frevler an die Wand!
So kann’s euch wohl genügen.
Denn eher dorre meine Hand,
eh ich in Sklavenunverstand
der Geißel mich sollt fügen.
Sich fügen heißt lügen!
Doch bricht die Kette einst entzwei,
darf ich in vollen Zügen
die Sonne atmen – Tyrannei!
Dann ruf ich’s in das Volk: Sei frei!
Verlern es, dich zu fügen!
Sich fügen heißt lügen!
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Filed under: Musik,Philosophie,Politik und Wirtschaft,Zeit- und Zeit-Geschichte - @ November 6, 2016 1:50 am
Schlagwörter: Anarchie, Erich Mühsam, Sich fügen heißt lügen, Slime, Text