Vernetzte Systeme bedeuten Kontrolle
Etwas unsortiert, einige Gedanken aus der letzten Zeit.
Intro – ein Zitat aus Battlestar Galactica
Adama: It’s an integrated computer network, and I will not have it aboard this ship.
Roslin: I heard you’re one of those people. You’re actually afraid of computers.
Adama: No, there are many computers on this ship. But they’re not networked.
Roslin: A computerized network would simply make it faster and easier for the teachers to be able to teach-
Adama: Let me explain something to you. Many good men and women lost their lives aboard this ship because someone wanted a faster computer to make life easier. I’m sorry that I’m inconveniencing you or the teachers, but I will not allow a networked computerized system to be placed on this ship while I’m in command. Is that clear?
Roslin: Yes, sir.
Vernetzte Systeme sind praktisch. Was wir Internet nennen, ist letztlich der Beginn gewesen. Computer vernetzen ermöglicht tolle Dinge, es ist verführerisch. Computer überall – im Haus, im Auto, im Telefon, in der Kamera der Video-Überwachung, in den Bahnen und Bussen etc. Aber der Nachteil ist die Verschiebung der Kontrolle vom Individuum auf das System bzw. diejenigen, die das System kontrollieren. In „Battlestar Galactica“ sind das die Cylonen, in der Realität unserer Zeit ist eher unklar, wer genau was kontrolliert. Aber klar ist: Es wird Zugriff geben, wenn das möglich ist.
Wie wird das sein? Mal ein paar Ideen dazu. Bekannt ist ja das Verschwinden der Privatheit – nicht gesehen zu werden, sich unbeobachtet zu verhalten. Weniger durchdacht die Frage der Aufenthalts- und Mobilitätskontrolle. Der Aspekt „wer ist wo“ – also Funkzellen-Ortung und stille SMS etc. – wird diskutiert.
Was ich bisher nicht gesehen habe: Wie ist das, wenn dein Auto selbst fährt – und es sich weigert, sich für dich zu bewegen? Die Autos aktuell hindern dich durch penetrante akustische Signale daran, ohne Gurt zu fahren. Autos der Zukunft könnten natürlich so programmiert sein, das sie die StVO automatisch einhalten. Diese Autos würden nie im Parkverbot parken. Allerdings könnte dein Auto auch angewiesen werden, dich einzuschließen – und dann darfst du nicht mehr aussteigen und die Türen sind blockiert. Oder es fährt dich eigeninitiativ irgendwo hin. Weil es halt einen Bug hat oder gehackt worden ist, oder Big Brother hat beschlossen, dich verschwinden zu lassen. Dann könnte so ein Auto auch mit 180 Km/h gegen einen Brückenpfeiler fahren, ganz ohne dein Zutun. Solche technisch verursachten „Unfälle“ wären natürlich bei nur teilweise computerisierten Autos eher unauffällig als bei komplett autonomen Fahrzeugen.
Wohnungen – da wäre es ähnlich: Wer ist wo mit wem, was reden und machen die … wenn überall in den Hosentaschen die Mikrophone und Ortungsgeräte stecken, ist eine Überwachung natürlich wirklich leicht. Eine computerisierte Wohnung kann natürlich auch eine Tür öffnen oder verschlossen halten, wenn ich das gar nicht will.
Interessant auch der „Rück-Kanal“. Da meine ich etwas wie bei Orwell, wo der Televisor (Fernseher mit Überwachungsfunktion) auch mit dir sprechen und dir Anweisungen geben kann. Die Adressierbarkeit eines Menschen über seine technischen Geräte. Erdogan hat über die Mobilfunknetze per SMS Anweisungen an „sein Volk“ gegeben. Aktuell haben wir diese Kommunikator-Funktion, das „Handy“, noch nicht aber die unmittelbare persönliche Zuordnung zum Benutzer. Genauer gesagt – es gibt das und die Polizei nutzt es, nicht aber die Behörden insgesamt. Bei Orwell ist BIG BROTHER ja überall, da gibt es nicht dieses Wirrwar der Systeme. Weiter gedacht: Es wäre ja eine Zukunft möglich, wo dich dein Kommunikator darauf hinweist, wo du hin gehen darfst und wo nicht, dir deine Zonen auf- und zu schließt etc. Und wer keinen hat, kann nichts tun. Vielleicht gibt es dann bei Übertretung einer Regel auch den Anruf einer freundlichen Computerstimme, die dich darauf hinweist, dass du nun verhaftet bist … und dich zum „Korrekturzentrum“ geleitet. Oder die Drohnen kommen dich holen.
Natürlich sind das Spinnereien darüber, was möglich wäre. Ein Teil davon und noch vieles anderes wird kommen, passiert gerade und wird ausprobiert. Ich finde es sehr spannend, die Trends der Gegenwart darauf hin abzuklopfen, wie sich das entwickeln ließe. Zwischen der Besten aller Welten und der Dystopie der totalitären Überwachungsgesellschaft sind ja viele Zwischentöne denkbar.
In einer fiktiven Zukunft, wo wirklich alles immer aufgezeichnet und „gesehen“ wird, wo es immer Zeugen und Beweise und Nachvollziehbarkeit geben wird – da wären große Teile der aktuell geschehenden und nicht aufgedeckten Regelübertretungen unmöglich. Kombiniert mit totaler Transparenz – jeder Mensch könnte sich die Aufzeichungen ansehen – wäre eine ganz andere From der Bearbeitung von zwischenmenschlichen Konflikten normal. Wie menschliches Verhalten unter diesen Bedingungen aussehen würde? Wir wissen es nicht. Das wird sich entwickeln. Und vermutlich wird Sapiens einen Weg finden, mit diesen neuen Möglichkeiten ganz archaische Prozesse weiter zu treiben. Es wären aber auch Sprünge denkbar, also dass es etwas völlig Neues geben könnte.
Dazu Beispiele.
Das Glücksproblem. Evolutionär ist es gut, angetrieben durch Unzufriedenheit das eigene Überleben zu sichern. Wenn wir allerdings durch Technik den Überlebenskampf gewonnen haben, könnten wir auch den ganzen Tag lang glücklich und zufrieden sein. Indem beispielsweise wie ein Herzschrittmacher eine Art Glücksspender in Menschen eingebaut wäre. Dopamin, Serotonin. In Kombination mit Netzwerken wäre so ein Dope Dispenser die Grundlage einer perfekten Verhaltenskontrolle.
Das Armutsproblem. Geld ist eine Zahl auf einem Konto. So gesehen könnte man allen Menschen ein Konto und einen Betrag geben, zum Beispiel allen genau das Gleiche. Das globale Wirtschaftsprodukt würde immer sofort und gleich unter allen Menschen geteilt durch eine digitale Infrastruktur.
Das Demokratieproblem. Durch vernetzte Systeme wäre es möglich, die Ansicht von jedem einzelnen Menschen zu einem Thema zu erfragen. Und jeder könnte sich eine Meinung dazu bilden. Wäre das gewollt, wäre es sicher möglich, ein Weltverwaltungssystem zu bauen, was wirklich demokratisch ist. Falls es durch den oben beschriebenen Dope Dispenser nicht ohnehin so ist, das es den Leuten egal ist, wer sie regiert. Oder siehe nächster Punkt.
Das Verwaltungssystem. Planwirtschaft ist gescheitert. Allerdings in Zeiten, wo es nirgends vernünftige Zahlen über die Prozesse gab und keinerlei effiziente Steuerung – eine heutige ultra-technologische Wirtschaft mutiert zu einer großen Maschine, die durchaus in eine von automatisierten Systemen gesteuerte globale Planwirtschaft münden könnte. Ob es wirklich immer so sein wird wie jetzt, dass wir unsere Entwicklung in die Hände der reichen Eliten legen? Auch möglich, dass sich die Zusammensetzung der Eliten grundlegend verändern könnte, wenn die Priviligierung der Reichen vorbei wäre. Ich vermute, es sind sehr viele Genies auf dem Planeten, die aufgrund von Armut keine Bildung und keinen Zugang zu Wissenschaft haben – während absolute Vollpfosten aus reichen Familien in einem Ausmaß das Weltgeschehen prägen, der eher als ungünstig einzuschätzen ist.
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Filed under: Arbeit,Politik und Wirtschaft,Technik - @ August 12, 2017 3:09 pm
Schlagwörter: Armut, Battlestar Galactica, Demokratie, Kontrolle, neue Möglichkeiten, Orwell, Science Fiction, Überwachung, Vernetzte Systeme