Ich bin erledigt, da komme ich nicht mehr raus (Oder: Wenn Sie dir alles zutrauen)
Wenn sie dir alles zutrauen, hast du verloren. Weiß ich. Bloß, wohin soll ich gehen? Ich wohne halt hier.
Der Reihe nach:
Ich bin durch meine ekelhafte und großmäulige Art in eine schlimme Situation geraten. Wenn ich nicht heute was richtig Sau-Blödes gemacht hätte, wäre es mir nicht einmal erzählt worden.
Also: Der Hof gegenüber, da hänge ich gerne mal ab. Vor dem Fahrradladen trifft man eigentlich immer Leute, und meistens irgendwie nett da, jedenfalls war das mal so, bevor ein Millionär das alles gekauft hatte und es nun durch gentrifiziert. Seitdem verschwinden Bäume, schöne alte Häuser, ruhige Ecken, und überall Lärm und Dreck und Gestank und EU-Ausländer.
In dem Laden habe ich meine Räder reparieren lassen oder selbst repariert, dort habe ich mein Nihola gekauft, und ich bin Kunde, habe dort sicher 3000€ gelassen … und generell ist es ein guter Ort, um schöne Musik zu hören, interessante Dinge zu erfahren etc.
Dort auf dem Hof habe ich den Rasta-Jan kennen gelernt, weil:
Der hat da in der schönen Jahreszeit im VW-Bus gehaust, und anfangs haben wir auch was zusammen gemacht. Er ein Open-Air-Kino, ich halt Feuertonne; war seine Idee, ich habe das geliebt, und dann auch noch gemacht, als er es nicht mehr gut fand, auch mal gegrillt, musiziert zusammen, so Zeug.
Hätte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein können, aber so hat es sich nicht entwickelt, eher im Gegenteil. Aber der Reihe nach …
Schon Jahre ist der Hof für viele ein Ort, wo es noch ein wenig Freiheit gibt. Und Ruhe, auch. Ansonsten braust die Zoo-Brücke, und der nächste irgendwie schöne Ort, also das ist eher weit weg. Köln ist um die Messe herum eher so total eine Beton-Wüste. Und dort, mit Kiosk und meiner Bude in Laufreichweite, der perfekte Platz.
Es war ein richtig schöner Flecken, da wo es zum Gebäude 9 geht. Was von der übrigen Gegend nicht so behauptet werden kann. Als ich zuhause nur noch Stress hatte, bin ich da eine Weile lang so oft gewesen, dass ich praktisch da gewohnt habe.
Spaß mit anderen, umsonst und draußen, Menschen lernen sich kennen, es wird geredet und sich mal tatsächlich ausgetauscht. Eine Weile gab es dort auch eine Feuer-Tonne, das war total cool. Aber es gab auch Leute, die das genervt hat, deswegen ist das nicht mehr. Na ja. Sonst geht sowas nirgends, und einen Kleingarten kriegt man nicht gemietet, am Rhein im Jugendpark geht sowas auch, bloß halt weit und sehr komische Leute nachts, eher gefährlich als angenehm.
Wie dem auch sei, der Jan und ich, wir sind uns immer weniger grün gewesen. Er der Rasta mit Gelegenheitsarbeiten aus Böblingen bei Stuttgart, ich Ex-Killer-Hippie Ex-Langhaar-Metaller-Ex-Punker mit Psycho-Job aus Frankfurt.
Beide stur wie die Hölle, beide innen drin total abgefuckt, und dann auch noch beide auf die gleiche Ecke scharf bzw. die irgendwie für unser Ding brauchend. Also die dumme Situation wie in Highlander – es kann nur einen geben.
Wenn ich da in ein Feuer gucken mag, um meine Seele zu beruhigen, dann stört den das. Wenn er einen Film dort zeigt oder total laut seine Reggae-Mucke aufdreht, stört es mich.
Quasi Spießer in der Kleingartenkolonie, und Problem: Nerviger Nachbar. Lösung natürlich: Kleinkrieg.
Nun sind unsere Karten sehr unterschiedlich gemischt, und ich habe definitiv im Wesentlichen die Arschkarte: Aufgrund meiner gestörten Persönlichkeit bin ich schnell überall unbeliebt, während seine gestörte Persönlichkeit zu allgemeiner Beliebtheit führt.
Ganz eine lustige Situation also. Er immer so grinsend und nett und nützlich für jedermann und nie an irgendwas interessiert außer dem Profit oder Mädchen, die gerne mal einen Hippie-VW-Bus von innen sehen wollen. Also sozial gut passend. Ich dagegen immer mies drauf, unfreundlich bis feindselig, nie und niemandem nützlich und stets politisch gegen den Strich löckend. Ich rede mit jeder und jedem, über alles, ohne Rücksicht auf Verluste. Er redet jedem nach dem Munde, wenn es Korrekturen gab, dann eher und zunehmend an meiner Erhabenen Person. Als er mich dann irgendwann so angegangen ist, wie das sein Alki-Vater mit ihm wohl gemacht hat, war es aus zwischen uns, jedenfalls auf einer privaten Ebene.
Die Psycho-Schiene: Beide haben eine Depression dahinter bzw. darunter, beide sozial im Überlebenskampf (wobei meiner materiell an sich Fake ist, weil unnötig bei meiner Herkunftsfamilie und meiner Ausbildung), beide jedenfalls Freaks.
Rund herum um dieses Psycho-Drama sind eine Menge Leute, die alle abgestresst sind vom Alltag, und irgendwie ihr Ding machen wollen. Künstler*innen, Musikveranstalter, polnische Baurabeiter, türkische Kiffer (die aus Angst vor der familiären Ächtung eine Rückzugsecke brauchen), einige völlig Verrückte, Obdachlose, also: Was sich so bewegt auf der Straße und abseits der teuren Schopping- und Vergnügungsmeile, die Köln letztlich nur noch ist.
Mehr und mehr haben sie mich ausgegrenzt, mehr und mehr habe ich dagegen gehalten, nun ist es eskaliert. Weil ich da keine Freunde habe, hat mir auch niemand erzählt, dass es zunehmend Vandalismus gibt. Und weil ich halt nachts nicht mehr dort bin, habe ich das auch nicht unterbunden, so wie früher, wo ich die Security nebenbei erledigt habe. Was ich nämlich gemacht habe: Ich gehe sofort dazwischen, wenn jemand Scheisse baut, Autos aufbrechen oder Einbruch oder Körperverletzung, solche Straftaten habe ich bereits im Ansatz und mehr als einmal erfolgreich unterbunden. Was ich nicht unterbinde: Graffitti an den Häusern, Aufkleber kleben, wenn Leute kiffen oder in die leeren Häuser rein gehen, wenn Pärchen in der Ecke ficken. Sowas finde ich gut. Und es ist vor allem für keinen wirklich schlimm, nicht mal für den Investor.
Jedenfalls, ich hänge anderswo ab, kriege nichts mehr mit, bloß dass es immer mehr Leute mit mir nicht mehr mögen, mich sehr böse ansehen, zunehmend. Während ich immer weniger dort mache, also sollte eigentlich mein schlechter Ruf kleiner werden – aber er wächst, und wieso, keine Ahnung gehabt. Bis heute.
Seit einigen Wochen bin ich genervt, weil Jan mit unterstellt, seine Autos beschädigt zu haben – was ich definitiv nicht war. Sachbeschädigung an Privateigentum kleiner Leute, da zeigt mein Kerbholz genau NULL Einträge. Und ich bin direkter – wer mit mir Stress hat, kriegt das sehr genau mit, weil ich offensiv handele – ich kome auf die Leute zu mit meiner Kritik. Hintenrum, nö, nicht mein Ding. Sondern seins, leider. Er also überall verbreitet, alles und jedes wäre ich gewesen. Bestreitet er natürlich – alle wären der Ansicht, das könne nur der Irre mit dem schwarzen Hut gewesen sein.
Heute hatte ich die Schnautze voll, diese ganzen fiesen sozialen Mikro-Aggressionen, das hatte sich angesammelt. Habe ich also völlig unnötig die Polizei geholt, als der Rasta mal wieder Benzin auf den Hof gekippt hatte, dabei war es ausnahmsweise mal gar nicht anders möglich, weil sein Bus einen kaputten Benzinzulauf hatte. Also FIES von mir. Und meine Reaktion auf die heimlich installierte Video-Überwachung, von der alle wußten bis auf mich, und die ich also als konkret und nur gegen mich gerichtet wahrnehme. Die übrigens illegal alle filmt, die in Gebäude 9 gehen, nur so nebenbei. Dass mich das stört und das ich eine Anzeige dagegen stellen werde, wenn das Ding da weiter ist, hatte ich mehrfach angekündigt. Der Rasta redet nicht mehr mit mir, weiß aber, dass ich diese Aktion scharf mißbillige.
Heute also kam erst die Polizei – auf einem 300PS-Motorrad, Donnerwetter! – und dann das Ordnungsamt. Und ich war da, um klar zu sagen, ja, ich war das. Ich habe die angerufen, und ich werde es wieder tun, bis mein Punkt wenigstens gehört worden ist. Ich lasse mich nicht tot schweigen. Die Aktion war natürlich ganz bewußt gewählt und gegen alle Spielregeln des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, wo man sowas nicht macht.
Nur, ich scheiße auf Gemeinschaft, wenn sie vor allem eines gemeinsam haben: Dass ich nicht da sein soll. Ich habe immer noch Rechte, auch.
Also alle hassen mich nun offen, und auf einmal geht Reden doch wieder, und es gab fleißig Diskussionen über alles, was sonst hinter meinem Rücken diskutiert wird.
So erfuhr auch ich jetzt mal, dass jemand die Internet-Kabel durchgezwickt hat, dass es mehrere Einbrüche und Auto-Aufbrüche gegeben hat, dass Dinge geklaut wurden. Womit das Bedürfnis, Sicherheit irgendwie zu schaffen, mir sehr viel mehr erklärlich wurde. Und natürlich ganz wesentlich, ich habe erfahren, dass all das mir als Verdienst angerechnet wird – während ich tatsächlich nix damit zu tun habe.
Dumm für mich – ich wurde mal mit einem offensichtlich von mir stammenden Grafitti zur Rede gestellt, und weil ich wie jeder gute Jesuit eine Notlüge für legitim halte, habe ich angesichts der Inquisiton sofort vehement bestritten. Selbst belasten muß sich niemand, auch ich nicht. Nur: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er sonst die Wahrheit spricht.
Also ich allein dran Schuld an meinem bitterbös schlechten Ruf, den ich mir durch Abwesenheit plus seltsame Vorkommnisse zugezogen habe. Na toll. Nun ist es also eskaliert, und ich kriege wohl als nächstes schlimm Scherereien.
So, wie der Rasta quasi triumphierend abgezogen ist, hat er den Sieg über mich wohl in der Tasche. Hab den selten so glücklich gesehen. Ich Dummbatz habe mich vollkommen disqualifiziert. Wie un-genial. Allerdings: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich‘s gänzlich ungeniert. Und wie dem auch sei, ich weiche nie zurück vor Konflikten, sondern immer schön mit dem Kopf durch die Wand. Recht mitten durch, der Parzivâl, ein roter Ritter vom Feinsten.
Ist eine Art Reflex geworden über die Jahre. Mein Schädel ist sehr hart, da muss eine Wand schon aufpassen, dass sie mir nicht im Wege ist. Und dieser Aspekt meiner Inkarnation ist mir bereits geläufig. Polizist*innen der Gegend kennen und meiden mich, wenn sie einmal mir einen strafenden Zettel ausgefüllt haben, machen sie es ungerne wieder, weil ich halt dann eine extra-Stunde mit ihnen kostenlos mache. Und es gibt schon noch Meinungsfreiheitsreste in diesem Land, die ich nutze. Das ist psychisch anstrengend für Menschen, dem ausgesetzt zu sein. Früher und heute bin ich gegen Gewalt. Aber für verbale Gegengewalt sofort zu haben.
Ob Gewalt legal oder illegal oder dazwischen ist, zählt für mich nicht, auch strukturell oder sonstwie, das ist mir Schnuppe. Gewalt, das ist Zwang und Schädigung von Menschen, und es ist falsch. Als Therapeut arbeite ich mit dem, was Gewalt angerichtet hat, nämlich kaputten und leidenden Menschen. Privat habe ich eine klare Kante gegen sowas.
Wie gesagt, „Legal-Illegal“, mir egal. Gaskammer war legal, Vernichtungskrieg war legal. Eigentlich nicht, aber während es lief, von legal nicht zu unterscheiden, danach halt Organisierte kriminelle Verbrechen gegen die Menschlichkeit, was meine Definition von „Staat“ ist. Sondern: Wer schädigt wen? Ist das von Oben nach Unten oder ist es von Unten gegen Oben? Wenn Schwache gegen Starke angehen, dann ist es Notwehr, anders herum ist es Unterdrückung. Und wenn wer nicht mitmachen darf, sowas reizt mich sehr, weil es mir immer passiert ist, überall.
Ich also provoziert, und auf einmal brechen alle Dämme, und ENDLICH bin ich wenigstens als der Störenfried eine Person, mit der geredet wird. Schräg, das ich mich darüber freue, bloß vorher hatte ich das Gefühl, es ist was passiert, unklar was, und ich scheine tot zu sein, und durchsichtig, jedenfalls schaut mich niemand mehr an, und keiner hört zu, und wenn doch, dann nur, um mich sofort zu unterbrechen und zurecht zu weisen wie ein kleines dummes ungezogenes Kind.
Mit dem Hass und der offenen Ablehnung bin ich immerhin als Person wieder da, auch wenn es bedeutet, dass der Kalte Krieg nun heiß wird und vermutlich als nächstes die Polizei meine Messie-Bude durchstöbert. Was vermutlich zu Sachschäden führt. Ich würde es nicht tun wollen, reicht mir, wenn ich dauernd Kram nicht wieder finde.
Und auch das klar gesagt – ich wahre Grenzen, selbst wenn andere sie verletzen. Im Rahmen meiner begrenzten Geduld. Sprich: Rasta-Mann kriegt ab sofort IMMER Ärger, wenn er den Hof als Werkstatt nutzt, solange kein Frieden mit mir ist. Aber eben keine Anzeige wegen sonst etwas. Sollte allerdings eine Belästigung meiner Bude passieren, wird auch diese Freundlichkeit erwidert. Keine Drohung, weil: Wer droht, macht es nicht.
Ich aber mache, was ich sage.
Na ja, nee, ich mache NIE, was ich sage. Sondern, wenn etwas gedroht hat, muss etwas ganz anderes kommen, sonst ist es ja keine Überraschung mehr. Strategisch ist die Drohung immer eine Finte. Oder das Werk eines Idioten. Wobei ich ja mittlerweile sowohl als BÖSE als auch als KLUG als auch als VOLLIDIOT geoutet bin, neben anderen Dingen. So dass ich mich mit nix mehr raus ziehen kann. Mist, verdammter!
Ein kluger Mensch würde nun fliehen, weil das Ende naht. Verzweifelte Menchen allerdings sehen darin eine Art von Spaß. Und seit alles kaputt ist, was ich liebe, und ich allein dran schuld bin, ist es wenig wahrscheinlich, dass ich Lust habe, es anderswo wieder neu aufzubauen. Sondern eben: Bis zum bitteren Ende. Ut habeat finem. Bis sich entweder alles in Wohlgefallen auflöst, oder sie mich tot schlagen. Weil ich an Reinkarnation glaube, die sich ewig wiederholt, braucht mich mein Tod und dergleichen nicht zu schrecken, und alles unterhalb dieser Schwelle erst recht nicht.
Und, es ist interessanterweise überall so, wo ich nicht bin, ist der Teufel los. Was nur sehr überspannte Leute ganz allein mir anlasten können. Gott sei Dank bin ich in der Regel gut mit Alibi versorgt, und rein physikalisch kann ich nicht immer alles gewesen sein. Jetzt zum Beispiel ist es 20 Minuten vor 23 Uhr, und wenn gerade was ist, ich tippe am Computer. Zu Protokoll gegeben. Mein Facebook weiß auch, wann ich was gepostet habe. Also, wer mir was in die Schuhe schieben mag, sollte eine Pause im Stream dafür nutzen, nur so als Tipp. Wobei, ich habe auch Kassenzettel und so Zeugs, eben weil ich solche Framing-Geschichten kenne, wo Menschen mit fingierten Beweisen eingebuchtet wurden.
Was ich mich frage, und wo ich wirklich aufgeschmissen bin damit – ohne Freunde und Freundin und sozialen Support ist es schwer, im Leben gut zu laufen, und man ist hilflos gegen die Masse.
Offenbar habe ich das Fadenkreuz bereits auf den Rücken gemalt bekommen — und fällt ein Schuss, dann sagt niemand was, weil: Wird schon richtig sein.
Daher:
Ich BITTE um 1) Hilfe sowie 2) um Gnade und 3) Rat sowie 4) Asyl in einem sicheren Land.
Ich mag nicht kaputter werden, als ich bereits bin. Es reicht mir vollkommen aus, was bisher geschah, und was – beim besten bösen Willen dazu – nicht alles auf meinem Mist gewachsen ist.
Mir wäre recht, wenn die Dinge beredet und aus der Welt geschafft werden könnten, statt mich tot zu machen. Ich bin nämlich kein Nubbel. Sondern ein netter Mensch – nur komme ich oft nicht dazu, meine liebenswürdigen Seiten zu zeigen.
Ähnliche Beiträge
Filed under: chronologia,Das ist so nicht - das ist ganz anders,Erinnerungen und Vergangenes,Gewaltanwendung,Kunst,Philosophie,Psychologie - @ März 13, 2017 9:59 pm
Schlagwörter: All my friends are dead, Asyl, Bitte, when the shit hits the fan