Vertrautheit
Wie kommt das, dass wir zu Orten und Gegebenheiten eine liebevolle Zuneigung entwickeln, uns heimisch und irgendwie geborgen fühlen? Zeit und Wiederholungen, Erfahrungen. Der zunächst fremde Ort wird als Schauplatz von eigenem Leben inkorporiert. Die Umgebung durchdringt uns und formt uns, und in dem Maße, wie wir in ihr wirksam in Erscheinung treten und bemerkbar werden, formen wir auch unsere Umwelt bzw. sind für andere ein Teil derselben. Aus der Fremde wird das Zuhause, der Prozess dauert bei mir drei bis sieben Jahre. Anderen geht es vielleicht anders.
Gerade schaue ich zurück auf die Zeit in Köln, die letzten sieben Jahre. Eine interessante Erfahrung, insgesamt. Gelernt habe ich viel, erreicht eher wenig. Berufsmäßig habe ich erneut die Linien von un-, überqualifiziert und disqualifiziert in Schlangenlinien überfahren. Dafür, dass ich für diese Arbeit absolut nicht tauge, bin ich verdammt gut darin. Bedenkt man, was ich bisweilen für ein cleveres Kerlchen bin, dann ist schon erstaunlich, dass ich so gar nichts daraus mache. Möglicherweise bin ich innen drin so gebaut, dass sich da Kräfte gegenseitig blockieren und deswegen immer mal wieder gar nichts geht. Jedenfalls hätte dieses Jahr vermutlich meine bürgerliche Existenz beendet, ähnlich wie 2014 auch. Unverdientes Glück.
Überhaupt mein Leben – ich habe es gut gehabt. Nicht immer und in allem, aber doch wirklich recht gut. Materiell gesehen war ich sorglos, und arbeiten mußte ich wirklich kaum, außer meine Sachen – wo ich mich intensiv beschäftigt habe. Diese Intensität der Beschäftigung habe ich dann auch in meiner therapeutischen Arbeit betrieben, nicht weil ich wollte, sondern weil das halt meine Art ist. Um Geld geht es mir nicht, so bin ich einfach nicht strukturiert. Ich habe da eine Entwicklung durchlaufen, die mich ziemlich unnormal gemacht hat. Wie das zu bewerten ist, sei dahin gestellt. In mir drin war immer etwas anders als bei den anderen, diese Differenz hat mich ausgeschlossen, und ich war dann schüchtern und verletzt und ängstlich. Heute nicht anders, nur sind halt noch viele andere Schichten dazu gekommen, über die Jahre sammelt sich ja was an an Erfahrungen.
Schwer habe ich mein Leben gefunden. Schuldgefühle, weil ich nicht bin, wie ich sein sollte. Natürlich ist es nicht meine Aufgabe, Erwartungen anderer Menschen zu erfüllen, sondern mein Leben zu gestalten. Denke ich mir. Innen drin sagt es aber: Mach es allen recht. Typisches Neurotiker-Zeugs. Melancholischer Typus. Depressive Gestalten mit geringem Selbstwert und einem Hang zu intellektuell arroganter narzistischer Aufwertung. So bin ich unterwegs gewesen.
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Filed under: Uncategorized - @ September 13, 2025 1:07 a.m.